VdF

Fortbildung schafft Freunde fürs Leben

Wer sich nicht hinreichend um die Ressource Personal kümmert, der kämpft irgendwann ums wirtschaftliche Überleben. Das war eine der Kernbotschaften der diesjährigen Fachtagung vom Verband der Fachplaner Gastronomie Hotellerie Gemeinschaftsverpflegung e. V. (VdF) in Erfurt.

GastroSpiegel, 04.07.2012 - Rund 200 Gäste aus dem In- und Ausland lauschten neun Referenten, die Trends für die Gastronomie und die Planer-Ägide ausleuchteten. Der Spot ging dabei immer wieder auf den demografischen Wandel: Er ist zwar Auslöser für viele Veränderungen, etwa den Führungskräftemangel, doch er könnte auch Positives bringen, zum Beispiel als Innovationsmotor. Und er scheint an unseren bisherigen Werten zu kratzen: Ältere, mobilere, erfahrenere, weibliche und gut vernetzte Gäste und Mitarbeiter wollen nicht mehr nach dem Motto „höher, schneller, weiter" leben und arbeiten. Andere Ziele gewinnen Priorität: mehr Service, mehr Lebensqualität, auch und gerade bei der Essenszeit, entschleunigtes Arbeiten, Küchen mit Mehrwert, in denen länger gesund gearbeitet werden kann.

Dass Veränderungen wie der Mitarbeitermangel auch unternehmerische Chancen für Fachplaner bieten, verdeutlichte VdF-Vorstandsvorsitzender Carsten Zellner in seiner Begrüßung: „Wenn wir für unseren Auftraggeber künftig nicht nur Bauzeichnungen, Prozess- und Personalpläne entwickeln, sondern die Personalentwicklung beim Kunden mit verantworten, dann machen wir uns Freunde fürs Leben." Doch gute Mitarbeiter fallen weder von den Bäumen noch werden sie vom Arbeitsamt vermittelt, mahnte Gerhard Bruder, Gründer des Institute of Culinary Art (ICA) eindringlich Eigeninitiative an. Anhand der Umsatzverschiebungen im Markt verdeutlichte der langjährige Branchenmanager, dass vor allem in den Segmenten System-, Betriebs-, Senioren- und Klinikgastronomie von einem höheren Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften, etwa für die Prozessebene, auszugehen sei. Sich um Talente kümmern, Perspektiven bieten und Mitarbeiter zu halten, das sei eine Voraussetzung, um am Markt bestehen zu bleiben.

Möchten Planer, Händler oder Berater Nachwuchs selbst ausbilden, steht ihnen bald ein interessanter Weg offen: Stephanie Hagspihl von der Hochschule Fulda stellte den geplanten, neuen und ersten dualen Ausbildungsgang für die Branche vor: den Wirtschaftsingenieur „LifeCycle Catering", der zum Abschluss des Bachelor of Science führt. Gelernt wird im Betrieb und per Online-Plattform, Präsenzseminare am Hochschulstandort vertiefen den wissenschaftlichen Background. „Der große Vorteil dieser branchenbezogenen Ausbildung ist ihr Praxisbezug," so die Wissenschaftlerin. Der Studiengang befindet sich momentan noch in der Entwicklungsphase und startet nach aktuellem Stand im Wintersemester 2013/2014.

Macht es wirtschaftlich Sinn, als Generalplaner anzutreten? Oder doch lieber den Part des Subplaners anzustreben? Die an sich juristisch-trockene Materie trug Reinhard Voppel mit wohldosiertem trockenem Humor vor. „Im Prinzip ist der Subplaner gar nicht so schlecht dran," resümierte der Fachanwalt für Bau- und Architektenrecht von der Kanzlei Osenbrück Bubert Kirsten Voppel in klassischem Rechtsjargon. Zwar bringe aus Sicht des Bauherren die Vergabe an einen Generalplaner mehr Komfort, denn er müsse sich weniger Gedanken um das Projekt machen. Insofern kein Wunder, dass in den letzten Jahren der Trend zu Generalplaner-Aufträgen zu verzeichnen sei. Doch Generalplaner haften, sind verantwortlich für das Koordinieren, das Projektieren des gesamten Vorhabens, für Termine und Kosten - und das im Zusammenspiel mit Subplanern für oftmals zehn bis 15 Gewerke. Das ist viel Verantwortung und viel Arbeit - aber eine Entlohnung steht dafür erstmal nicht zu. Zumindest nicht nach dem, was die zuständigen Paragraphen in der Preisverordnung und dem Bundesgesetzblatt hergeben. Damit sei ein Generalplaner-Zuschlag individuell auszuhandeln. Und auch der umgekehrte Weg, an eine Entlohnung für den Mehraufwand als Generalplaner zu kommen, nämlich die Subplaner mit einem Abschlag zu honorieren, sei gut zu bedenken. Das ist im Minimum sehr aufwändig, es drohen aber auch juristische Fallgruben. Dezidiert zeigte Voppel die Restriktionen auf, denen ein Generalplaner unterworfen ist. Nur logisch, dass er am Ende konstatierte: Vor dem Hintergrund seiner juristischen Kenntnisse könnte er sich eine Tätigkeit als Generalplaner nur schwer vorstellen.

In einem launigen Überblick zu den Megatrends nahm Keynote Speaker Karl-Heinz Steinmüller sein Publikum mit auf eine Zeitreise durch bisherige und aktuelle Visionen. Techniken, Gebäude und Mobiliar: Alles bewegt sich ein bisschen in Richtung Raumschiff Enterprise. Dinge, die uns künftig umgeben, sind intelligent, komplex, vernetzt, für uns aber eine „Black Box" und einfach zu bedienen. Die Bevölkerung, die Städte und die Techniken schrumpfen, und die Großfamilie besteht aus wenigen Kindern, aber vielen Eltern. Senioren, oder besser, die Goldies sind auf dem Vormarsch in Lebensbereiche, die bisher Jüngeren vorbehalten waren. Künftige Senioren seien selbstbezogen, bildungshungrig, mobil und lebenslustig. Die Goldies erobern damit vielleicht bald die Mensa, und der Senior im Heim ordert, wenn's mal wieder nicht schmeckt, einfach per App den Bringdienst? Die Probleme, die sich aus Essstilen ergeben, werden nicht weniger: Der Rindfleischkonsum wird global steigen, und die Fehlernährung im Überfluss wird trotz Informationsüberflutung nicht abnehmen, prophezeite Steinmüller.

Am Vorabend zur Fachtagung gab es in feierlichem Rahmen im Erfurter Kaisersaal eine Premiere für den Branchenverband: Der VdF zeichnete am 14. Juni 2012 erstmals Ordentliche Mitglieder mit dem Status „Freier Fachplaner im VdF" aus. Er dokumentiert gegenüber Auftraggebern die garantierte unabhängige, neutrale Beratung und Ausführung des Auftrages.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 





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