Mehrwertsteuersenkung auf Speisen in der Gastronomie startet am 1. Januar
GastroSpiegel, 19.12.2025 – Der heutige Freitag war von den Arbeitgebern und Arbeitnehmern im Außer-Haus-Markt mit Spannung erwartet worden. Denn nach der Zustimmung im Bundestag musste nun der Bundesrat – die Vertretung der Bundesländer – dem Gesetzespaket noch zustimmen, in dem auch die Mehrwertsteuer für Speisen in der Gastronomie von 19 auf dauerhaft sieben Prozent gesenkt werden sollte.

GastroSpiegel hat vor der Abstimmung bereits die Lieferanten des Fachhandels für Gastronomie- und Großküchenausstattung gefragt, wie sie die anstehende Mehrwertsteuersenkung auf Speisen in der Gastronomie im Hinblick auf Investitionen in Gastronomie- und Großküchentechnik einschätzen. So haben bei der Umfrage 77 Prozent angegeben, dass die Investitionen - trotz Mehrwertsteuersenkung - voraussichtlich gleichbleiben werden. Immerhin 19 Prozent gehen von höheren Investitionen seitens der Gastronomien aus. Dass die Investitionen sinken werden, schließen die Befragten Lieferanten hingegen aus. Fünf Prozent sind bei der Beantwortung der Frage unsicher, wie die Entwicklung ausfallen wird.
Spannende Entwicklung
Nach Ansicht von Thomas Saatz, Geschäftsführer Isi Deutschland, stellt die Senkung der Mehrwertsteuer in der Gastronomie eine spannende Entwicklung dar. „Entscheidend wird sein, in welchem Umfang die Betriebe diese Entlastung tatsächlich an die Endkonsumentinnen und Endkonsumenten weitergeben. Davon hängt maßgeblich ab, ob sich die Nachfrage in der Gastronomie belebt und ob daraus in weiterer Folge auch positive Impulse für die vorgelagerte Industrie entstehen“, analysiert Saatz. Sollte die Preissenkung bei den Gästen ankommen, könnten häufigere Restaurantbesuche die Folge sein, was wiederum Investitionen in Ausstattung, Technik und Produkte begünstigen würde. „Ob die Mehrwertsteuersenkung somit zu einer nachhaltigen Belebung der Gastronomie führt, bleibt abzuwarten“, hebt der Branchenkenner hervor.
Laut Stefan Ackermann, Geschäftsführer der Ackermann Spülmaschinen, steht das Gastgewerbe noch immer unter erheblichem Druck: „Die anstehende Senkung der Mehrwertsteuer wird daran nicht viel ändern.“ Positiver schätzt dies Manfred Mazsits, Geschäftsführer IME Pizzaöfen, ein: „In Deutschland sorgt die Senkung der Mehrwertsteuer in der Gastronomie für einen deutlichen Impuls und Besserung der in den letzten Jahren gesunkenen Margen.“ Für Michael Ebner, CEO des Kassensystem-Fachhändlers Gewinnblick, ist die Senkung der Mehrwertsteuer „eine absolut willkommene Erleichterung, gerade angesichts der Entwicklungen der vergangenen Jahre“. Er weist dabei auf eine Folge der Umstellung hin: „Betriebe, die nun schon in digitale Kassensysteme investiert haben, haben den grundsätzlichen Vorteil, dass wichtige Anpassungen – etwa Änderungen des Mehrwertsteuersatzes – zentral vorbereitet und ohne großen Aufwand eingespielt werden können. Dadurch entfallen manuelle Eingriffe direkt am System, und Betriebe können Aktualisierungen schneller und fehlerärmer umsetzen.“
Steuergerechtigkeit hergestellt
Guido Zöllick, Präsident des Deutschen Hotel- und Gaststättenverband (Dehoga Bundesverband), begrüßt die heutige Zustimmung des Bundesrats zum Steueränderungsgesetz: „Die sieben Prozent Mehrwertsteuer für Speisen in der Gastronomie sind die wichtigste Maßnahme zur Stärkung unserer Restaurants, Wirtshäuser, Cafés und Caterer.“ Laut Zöllick stellt die Maßnahme die längst überfällige Steuergerechtigkeit her: „Damit werden Existenzen und Arbeitsplätze gesichert. Lebendige Innenstädte und attraktive ländliche Regionen gibt es nur mit einer vielfältigen Gastronomie“, hebt der Dehoga-Präsident hervor und betont: „Mit dieser Entscheidung erkennt die Politik die hohe gesellschaftliche Relevanz der Betriebe an und stärkt die so wichtigen Begegnungsorte. Gastronomie macht unser Land lebendig und liebenswert, ermöglicht Tourismus und ist unverzichtbar für Austausch, sozialen Zusammenhalt und die Daseinsvorsorge.“
Verantwortung der Betriebe
Nach Einschätzung des Branchenkenners mache die Bedeutung des Gastgewerbes auch deutlich, wie viel Verantwortung an den Betrieben hängt: „Fest verwurzelt in den Städten und Gemeinden sichern die Betriebe Wirtschaftskreisläufe und regionale Wertschöpfungsketten mit der Landwirtschaft, dem Lebensmittelhandwerk, den Winzern und Brauereien, den Lebensmittel- und Getränkeherstellern sowie mit Einrichtern, Ausstattern, Groß- und Fachhändlern.“ Schließe ein Restaurant, betreffe das nicht nur die Gastronomen und ihre Mitarbeiter, sondern auch zahlreiche Produzenten und Dienstleister vor Ort, verdeutlicht Zöllick.
Für den Gastronomen-Verband ist klar, dass sieben Prozent Mehrwertsteuer auf alle Speisen bestehende Wettbewerbsnachteile beseitigen und für Steuerfairness sorgen. „Durch die Entscheidung wird die Benachteiligung gegenüber anderen Essensanbietern wie Lieferdiensten oder dem Einzelhandel beendet, für die seit jeher nur sieben Prozent Mehrwertsteuer gelten“, erklärt Zöllick weiter. Der Präsident ist überzeugt: „Es ist nur konsequent und richtig, dass diese Ungleichbehandlung jetzt endlich verlässlich beseitigt wird.“
Rückenwind für die Branche
Angesichts dramatisch gestiegener Kosten und der bevorstehenden Mindestlohnerhöhung verschafft die Maßnahme der Branche zudem den dringend benötigten Rückenwind, um zu überleben. „Wo Spielräume vorhanden sind, werden Gastronominnen und Gastronomen diese nutzen für Investitionen in die Betriebe, Sicherung von Arbeitsplätzen, faire Löhne und attraktive Preisangebote“, sagt Zöllick. Außerdem stärken die sieben Prozent die Gemeinschaftsgastronomen und Caterer, die täglich 17 Millionen Menschen in Schulen, Kitas, Krankenhäusern, Pflegeeinrichtungen und Betriebsrestaurants versorgen, und beseitigen Abgrenzungsschwierigkeiten zu anderen Verpflegungsangeboten.
Einsatz hat sich gelohnt
Der Verband lobt sich aber auch selbst, wie Zöllick formuliert: „Der jahrzehntelange unermüdliche Einsatz des Dehoga auf Bundes- und Landesebene hat sich gelohnt – nicht nur für die Gastronomie als Branche der Chance und Integration mit ihren zwei Millionen Beschäftigten und für ihre Partner, sondern mit Blick auf die großen struktur- und sozialpolitischen Effekte auch für die Gesellschaft insgesamt.“
Heute sei man dankbar und freue sich, dass die Politik Wort hält und sich die Regierungsfraktionen konsequent für die einheitliche Besteuerung von Essen mit sieben Prozent eingesetzt hätten. „Die große Zustimmung im Bundesrat zeigt, dass der Erhalt der gastronomischen Vielfalt auch den Ministerpräsidentinnen und Ministerpräsidenten am Herzen liegt – sie wissen um die große gesellschaftliche Bedeutung der Restaurants, Wirtshäuser und Cafés“, blickt Zöllick auf die Branche.
rl


