GastroSpiegel, 08.11.2024 – Das Projekt „Ernährung außer Haus transformieren in Oldenburg und Wesermarsch“ (Eat-OW) soll die Verpflegung in Mensen, Kantinen sowie in Einrichtungen für Kinder und Jugendliche in der Region Oldenburg und Wesermarsch verbessern, indem diese gesünder und nachhaltiger wird. Gelingen soll dies durch die Vernetzung und enge Zusammenarbeit mit diversen Akteuren aus der Region, die bereits erste Schritte in Richtung Ernährungswende gegangen sind.
So sollen Synergien entstehen und dadurch eine stärkere Vernetzung von Stadt und Umland angestrebt sowie insbesondere die regionale Landwirtschaft gestärkt werden. Gefördert wird das Projekt durch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) sowie die Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) im Rahmen des Modellregionenwettbewerb „Ernährungswende in der Region“.
Klimaneutrale AHV angestrebt
Einblicke in das „Eat-OW“-Projekt gaben Anfang Oktober Nils Marscheider von der Stadt Oldenburg und Judith Busch vom Ernährungsrat Oldenburg in einem Interview mit Projektverantwortlichen des Modellregionenwettbewerbs. Im Fokus von Eat-OW steht demnach das Ziel, die Außer-Haus-Verpflegung (AHV) in Oldenburg bis 2035 klimaneutral zu gestalten, erklärt Nils Marscheider. Das sei auch im Sinne der Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Ernährung, die eine deutliche Senkung des Fleischkonsums befürwortet – was sich wiederum auf die Klimabilanz in der Verpflegung auswirke. „Deshalb sollten Ernährung und Klimaschutz immer zusammengedacht werden“, betont Marscheider. Er ergänzt: „Dabei spielen Landwirtschaft, Gemeinschaftsverpflegung und Ernährungsgewohnheiten eine wichtige Rolle – und alle diese Aspekte verbinden wir in unserem Projekt.“
Konkret bedeutet das: Einrichtungen der Gemeinschaftsverpflegung (GV) sollen im Zuge des Projekts dabei unterstützt werden, ihr Verpflegungsangebot nachhaltiger und gesünder zu gestalten – etwa durch den verstärkten Einsatz regionaler Produkte aus ökologischer Landwirtschaft. Aber auch die Zubereitung frischer Speisen vor Ort in den Einrichtungen sowie Maßnahmen für weniger Lebensmittelverschwendung stehen im Fokus des Projekts, führt Judith Busch aus. „Dabei ist es uns wichtig, nicht nur die Institutionen, sondern auch die Menschen, die dort verpflegt werden, mit Informationen zur Ernährungswende zu versorgen – und sie so für ein nachhaltigeres Ess- und Konsumverhalten auch außerhalb dieser Einrichtungen zu sensibilisieren“, fügt sie hinzu.
Vernetzung unterschiedlicher Akteure
Wichtiger Teil des Projekts ist darüber hinaus die Vernetzung unterschiedlicher Akteure, die sich sowohl aus der Stadt Oldenburg und zwei Landkreisen zusammensetzen als auch aus einer Bürger-Aktiengesellschaft sowie einem Ernährungsrat mit Mitgliedern aus der Zivilgesellschaft. Nils Marscheider berichtet: „Der Ernährungsrat wird die Beratung von Großküchen und Anbietern von Außer-Haus-Verpflegung übernehmen. Da wird es klar definierte Ansprechpersonen geben, die in die Küchen gehen und dort zeigen, wie man den Bio-Anteil erhöhen und trotzdem möglichst kostenneutral wirtschaften kann.“
Der Landkreis Oldenburg wiederum arbeite zum Thema regionale Wertschöpfungsketten und werde dem Ernährungsrat konkrete Informationen liefern: Zum Beispiel, wo es welche Zulieferer gibt oder wie Produkte von kleineren Produzenten in die Außer-Haus-Verpflegung einbezogen werden können, erläutert Marscheider.
AHV als Bio-Absatzmarkt etablieren
„Unsere größte Herausforderung ist es, den Bio-Anteil in der regionalen Landwirtschaft zu erhöhen“, sagt Judith Busch. Bislang liege dieser in der Region Oldenburg bei drei Prozent, in der Wesermarsch zumindest bei zehn Prozent. „Hier ist es in erster Linie wichtig, mit den Landwirtinnen und Landwirten ins Gespräch zu kommen“, hebt die Mitarbeiterin des Oldenburger Ernährungsrates hervor. Sie sieht großes Potenzial für die AHV als neuer Absatzmarkt für Bio-Lebensmittel „mit großen, verlässliche Abnahmemengen“, die Bio-Anbau für die Landwirte attraktiv machen könnten.
Überregionaler Leitfaden für Mensen und Kantinen
Zum aktuellen Start des Eat-OW-Projekts stehen jedoch zunächst rein organisatorische Aufgaben auf der Agenda, erklärt Nils Marscheider. Dazu zählen der Teamaufbau, eine detaillierte Analyse des Ist-Zustandes sowie der Aufbau der Netzwerkarbeit. Um die im Rahmen des Projekts ergriffenen Maßnahmen auch für andere Regionen zugänglich zu machen, soll außerdem ein Leitfaden für Mensen und Kantinen entwickelt werden. „Da wir in unserem Projekt sehr viele verschiedene Formen von Kantinen – von der Kita über die Schule bis hin zu Betriebskantinen – mit unterschiedlichen Rahmenbedingungen beraten, werden unsere Erkenntnisse für Institutionen in ganz Deutschland interessant und umsetzbar sein“, ist Judith Busch überzeugt.
Sie ergänzt: „Und wir wollen unsere Akteure auch überregional vernetzen. Einerseits, um Expertise aus anderen Regionen einzuholen, die bereits mit gutem Beispiel vorangehen, aber auch um mit unseren eigenen Erfahrungen dazu beizutragen, die Außer-Haus-Verpflegung deutschlandweit nachhaltiger zu gestalten – und möglichst viele Menschen dafür zu sensibilisieren, was gute Ernährung mit Gesundheit, Umwelt- und Klimaschutz zu tun hat.“
Das dreijährige Projekt mit Start im Oktober 2024 läuft noch bis Ende September 2027.
jb
Über den Modellregionenwettbewerb
Der Modellregionenwettbewerb „Ernährungswende in der Region“ des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) wurde im Juni 2023 gestartet. Das BMEL hat in Zusammenarbeit mit der Bundesanstalt für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) den Modellregionenwettbewerb aufgelegt und stellt bis zu 12 Millionen Euro für die Förderung von Projekten zur regionalen Ernährungstransformation bereit. Ziel des Modellregionenwettbewerbs ist es, herausragende und innovative Konzepte für eine gesunde und nachhaltige Ernährung in unterschiedlichen Regionen Deutschlands zu unterstützen.