
GastroSpiegel, 11.08.2025 – Mit Keynotes, Fachvorträgen, Diskussionsrunden zu Konzeptstudien und einer Expo mit 13 Herstellern ging die 5. Pop-up-Expo bei Hupfer über die Bühne. Geschäftsführer Marc Reichling konnte sich mit seinem Team über ein volles Haus freuen – manche Besucher reisten auch aus dem übrigen Europa, Indien oder Aserbeidschan an.
In seiner Begrüßungsrede lud Marc Reichling (Foto r.) die Besucher zum Dialog ein: Dies sei das Fundament für den Erfolg der Branche und auch für zielgerichtete Entwicklungen von Hupfer. Gerade in Zeiten von Multikrisen liege die Chance in kreativen Ansätzen und Lösungen, sagte der Geschäftsführer. Sinnbildlich dafür standen Roboter auf dem Expo-Gelände, die jeden Besucher geschickt umkreisten und unterschiedliche Techniken bewegten: vom Tablett-Transportwagen mit 400 Kilogramm Gepäck bis hin zu offenen Regalwagen und die Isobox Mobil.
Mehr Transparenz, weniger Wunschdenken
Philipp Schumacher von Hupfer (Foto r.) nahm in seinem Vortrag im voll besetzten Festzelt die Speisenqualität als Thema auf und ging zunächst mit der Frischküche hart ins Gericht. Frischküche sei ein Begriff, der noch immer zu oft verwendet werde, weil Gäste eben „Frische“ erwarteten. Doch hinter den Kulissen verbergen sich laut Schumacher tatsächlich Prozesse, die zum Cook&Hold-System gehören – manchmal über Stunden.
Für die umfassende Speisenqualität sei es vielmehr wichtig, präzise und auf den Punkt zu garen und sofortige zu servieren. Ansonsten leiden Nährstoffe, Geschmack und Hygiene. „Wir bei Hupfer verwenden viel Zeit und Expertise darauf, Technologien für eine gesunderhaltende und qualitativ hochwertige Ernährung zu entwickeln“, betonte der Produktmanager. Hupfer biete seit langem smarte Systeme, um die bekannte Lücke zwischen Anspruch und Wirklichkeit bei der so genannten Frischküche zu schließen.
Chill & Cook statt Cook & Chill?
„Wir brauchen Skalierbarkeit und eine ausgefeilte Kette in der Logistik, wo alles sauber ineinandergreift“, lautete ein weiteres Plädoyer von Philipp Schumacher für Cook & Chill – oder aus seiner Sicht für Chill & Cook. Mit diesem Wording legte der Branchenkenner den Fokus stärker auf den letzten Schritt und damit auf das qualitativ hochwertige Aufbereiten von Speisen. Das sei nicht banal und erfordere umfassendes Know-how, hebt Schumacher hervor: „Wir steuern Temperaturen und Zeiten passgenau, für jede Anforderung.“
Der Hersteller sei führend dabei, wenn es um innovative Prozesse geht: ob gemeinsam mit den Spezialisten von Rüther im Anlagenbau und in den Back-of-House-Techniken oder auch mit der Hupfer-Schwester Menü-Mobil im jüngsten Projekt der Uniklinik Tübingen. Hier ging es unter anderem um eine Sonderentwicklung für das Frühstück, laut Schumacher ein „Chill & Bake“. Die Technikentwickler von Hupfer lösten gemeinsam mit der Leiterin der Anwendungsberatung, Caroline Kalde, die Aufgabe. Heute durchzieht die Tübinger Klinik-Stationen jeden Morgen ein frischer Backduft – 1.600 Brötchen kommen via Regeneriertechnik mit Induktion frisch aufbereitet zum Frühstück auf den Teller. „Das ist nun ein Stück mehr Lebensqualität für die Patienten“, betont Philipp Schumacher. Sein Appell an die Fachleute lautet: „Wir alle müssen noch mehr Aufklärung leisten, Transparenz schaffen und einfach weg vom Wort Frischküche, hin zu einer Speisenqualität, die heilen hilft.“
Masterclass für Planer
Prozesse müssen passen – sind jedoch oft hochkomplex, selbst wenn es nur um eine Tomate geht. Davon konnten sich die Gäste beim Vortrag des Experten-Trios mit Harald Helm (Hupfer), Fernando dos Santos Moreira (Viessmann) und Pascal Pawellek (Meiko) überzeugen. Am Beispiel einer Tomate auf ihrem Weg von der Anlieferung über Lagerung hin in die Produktion bis zum Spülen und Entsorgen waren viele Aspekte zu bedenken – hier ist die Planung keineswegs banal.
Alle drei Referenten brachten es dabei auf den Punkt: Weniger ist mehr. So könnten Transport- und Lagerprozesse im dem Eurobehältersystem von Hupfer vereinheitlicht werden. Denn die schlichten Kisten seien häufig in den Betrieben schon vorhanden, es brauche nur noch ein für diese Behälter kompatibles und möglichst mobiles System, damit nicht alles doppelt und dreifach angeschafft und bewegt werden muss.
Wichtige Aspekte wurden auch zur Kühlung vor der Installation des Systems erklärt. Etwa die Frage, ob es einen Stromanschluss gibt oder auch: „Jetzt lieber billig oder die Lebenszykluskosten minimieren“, warf Fernando dos Santos Moreira ein. So hätten die Fachleute von Viessmann heute Wärmebrücken aller Art reduziert, um die laufenden Kosten in den Griff zu bekommen.
Ballast für den Erfolg abwerfen
Keynote Speaker Benedikt Böhm beeindruckte das Publikum mit seinen Erfahrungen als Speed-Bergsteiger: Rauf auf die höchsten Berggipfel der Welt, rein in die Todeszone – die Luft enthält hier 80 Prozent weniger Sauerstoff. Alles ohne Sauerstoffmaske, ohne Träger und Führer, in weniger als 24 Stunden rauf und runter – andere brauchen vier bis fünf Tage. Was für den normalen Bergsteiger wie Wahnsinn klingt, hat Böhm mit kühlem Kopf geplant und vorab analysiert: Was eigentlich braucht es wirklich, um Erfolg zu haben? Was ist Ballast, worauf sollte man sich konzentrieren? Als Gepäck genügten dem Speed-Bergsteiger 7,4 Kilogramm – inklusive der Getränke, die er im Gehen zu sich nimmt.
Als erfolgreicher Unternehmer geht er heute denselben Weg. Er reduziert Komplexes, wirft Ballast ab, minimiert Aufgaben und vereinfacht Strukturen, konzentriert sich in seinem Team auf weniger Produkte und hat damit nach seiner Analyse Erfolg. Er riet den Gästen, den „Mutmuskel“ zu trainieren, um Ängste abzubauen: „Schaffen Sie Klarheit über die Ziele und die Rahmenbedingungen, unter denen wir uns auf den Weg machen.“
Kulinarisches – auch durch Anfänger
Um gute Prozesse in der Profi-Küche ging es beim kulinarisch-informativen Showcooking. An den Töpfen und am Mikro zeigten Andreas Glose vom Kühltechnik-Hersteller Cool Compact (Foto M.), Thilo Reiche vom Thermikhersteller MKN (l.) und Armin van der Meulen vom Vakuumiergeräte-Hersteller Henkelman, wie effizientes Kochen, Kühlen und Regenerieren ohne Fachkräfte gelingt. Das Know-how liegt dabei in den Geräten wie MKN Flexichef und Flexicombi. Was noch fehlt, liefert eine Hilfskraft über den Barcode-Scanner zum Produkt, das vorher vakuumiert wurde. Die Produktionsverfahren Sous-Vide und Cook & Chill liefern dazu die Beinfreiheit und frische Gerichte, die teils bis zu 28 Tagen haltbar sind. Vakuumieren ist dabei kein Hexenwerk, beschleunigt jedoch vieles, wofür man sonst Tage benötigt, etwa Marinieren oder zartes Fleisch in wenigen Stunden, wie Armin van der Meulen hervorhob.
Planung für die Hotellerie
Erstmals im Programm war auch der Planer-Talk gemeinsam mit Entscheidern aus der Hotellerie. Die Expertenrunde widmete sich den Herausforderungen und Lösungen dieser Tage: Wie können Prozesse und Küchen so gestalten werden, damit der Nachwuchs kommt, Personal bleibt und man gleichzeitig die Kostenexplosion bremsen kann? Das neue Format war mit fünf hochkarätigen Experten aus drei Nationen besetzt: Linda Schirmacher, Geschäftsführerin im Parkhotel Surenberg, Alexander Hofer, CEO H44-Team aus Südtirol und zugleich FCSI-Vorstand, Manfred Möckli, Fachplaner und Geschäftsführer Axet sowie Mitglied im FCSI Schweiz, Martin Vonhof, Prokurist bei Lacher Großküchen, und Wolfgang Selinger, General Manager im Le Méridien in Stuttgart und Vorstandsmitglied der Hoteldirektorenvereinigung HDV.
Die Experten waren sich einig: KI und Digitalisierung helfen in der Planung und bei der Umsetzung von Konzepten, sind aber nicht das alleinseligmachende Mittel in einem „People Business“. Gleichwohl sei hier noch Luft nach oben vorhanden. Außerdem: Nachhaltigkeit ist für die Buchung bei Gruppen wichtig, weniger für einzelne Gäste. Und: Optimierte Prozesse und smarte Techniken sind derzeit wichtiger als Robotik.
Kochroboter – darf’s etwas mehr sein?
Das kann und wird sich wohl ändern, zumindest wenn es nach der Vision der Fachleute Tim Plasse und Marcel Bernard von F&B Heroes geht. Die Profiküche funktioniert heute schon mit Kochrobotern als Ergänzung. In der Küche von Morgen könnten sie zumindest an manchen Orten allein den Roboterarm schwingen. Zwar sei bis dahin noch ein weiter Weg, doch das Wichtigste schon erledigt: Die Geschmacksqualität überzeuge. Und genau daran wollen sie sich weiter messen lassen: am Geschmack und an der Frischequalität.
Das Wachstumspotenzial in Kochrobotik sei hoch, ob nun weltweit in den boomenden Ghost Kitchen oder vor Ort als Ergänzung, um 24/7 Frische bieten zu können. Der aufkommende Dialog mit dem Publikum zeigte einerseits Skepsis, was etwa die Arbeitssicherheit anbelangt, andererseits aber auch positive Resonanz zu geschmacklichen Erfahrungen mit Roboter-Speisen.
Infotainment pur
Ob Outdoor beim Snacken im Beachstyle-Ambiente, auf der Expo-Area oder im Showroom: Die Besucher kamen während der Pop-up-Expo ins Gespräch, auch mit den 13 Ausstellern. Für Interesse sorgten Anregungen zu ersten Konzeptstudien, ob zu Robotik oder weiteren Varianten vom Hupfer Variocart. Insgesamt versprach das locker-informative Format viel Inspiration zu aktuellen Herausforderungen im Außer-Haus-Markt. „Die Gespräche zeigten: Wir können gemeinschaftlich im gegenseitigen Austausch sehr viel bewegen und lösen“, betont Marc Reichling. „Wir freuen uns sehr, dass die Hupfer Pop-up-Expo dazu beiträgt und wir erneut viel positives Feedback erhalten haben“, lautet sein hochzufriedenes Fazit zum diesjährigen Expo-Verlauf.
rl