Dehoga / Corona-Zwischenbilanz
50 Prozent Umsatzverlust 2020
Trotz der Lockerungen für das Gaststättengewerbe nach dem Corona-bedingten Lockdown und den vielerorts wiedereröffneten Betrieben bleibt die finanzielle Lage für die Gastronomie- und Hotelleriebranche weiterhin prekär. Der Dehoga-Bundesverband warnt vor einer Pleitewelle und fordert weitere staatliche Unterstützungsmaßnahmen.

GastroSpiegel, 08.09.2020 – Während sich die finanzielle Lage für Außer-Haus-Betriebe in deutschen Urlaubsorten über die Sommermonate etwas entspannt hat, beklagen insbesondere Tagungs- und Stadthotels, Eventcaterer sowie Discotheken weiterhin massive Umsatzeinbußen. 61,6 Prozent der gastgewerblichen Unternehmer bangen nach wie vor um ihre Existenz, wie eine aktuelle Umfrage des Deutschen Hotel- und Gaststättenverbands (Dehoga-Bundesverband) von Anfang September 2020 offenbart.

Zwar habe man sich mancherorts über gut gefüllte Biergärten und Ferienhotels freuen können, dennoch dürfe nicht vergessen werden, dass die Branche seit März dieses Jahres Umsatzverluste historischen Ausmaßes zu verzeichnen habe, sagt Verbands-Präsident Guido Zöllick. Aufgrund der geltenden Abstandsgebote und Kapazitätsbegrenzungen sei die Erwirtschaftung von Normalumsätzen aktuell unmöglich. Hinzu kommt, dass sechs Prozent der gastgewerblichen Betriebe laut der Umfrage noch nicht geöffnet sind, darunter neben Discotheken und Clubs auch kleinere Kneipen und Bars, bei denen sich aufgrund der Abstandsgebote die Öffnung nicht rechnet.

Verbesserte Überbrückungshilfen gefordert

Bereits das Statistische Bundesamt wies für das Gastgewerbe im erste Halbjahr ein nominales Umsatzminus von 38,5 Prozent aus. Für die Monate März bis Juni beläuft sich der Umsatzverlust auf 17,6 Milliarden Euro. Laut der aktuellen Dehoga-Umfrage meldeten die Betriebe von März bis August Umsatzeinbußen von 55,8 Prozent. Auch in den Sommermonaten Juli und August lagen die Umsätze immer noch 43 Prozent unter den Vorjahreswerten. Bezogen auf das Gesamtjahr rechnen die Betriebe mit Umsatzverlusten von rund 50 Prozent.

„Unsere Betriebe waren die ersten, die unter den Folgen der Corona-Virus-Ausbreitung gelitten haben und werden in all ihren Betriebsformen die letzten sein, die wieder öffnen dürfen“, hebt Zöllick die besondere Betroffenheit des Gastgewerbes hervor. Er mahnt weitere politische Unterstützung an: „Keine Frage, die Politik hat schnell Rettungspakete auf den Weg gebracht. Aber es bedarf weiterer Hilfen, um die existenziell betroffenen Unternehmen sicher durch diese dramatische Krise zu führen.“

Handlungsbedarf auf verschiedenen Ebenen

Die bislang vom Staat ergriffenen Unterstützungsmaßnahmen reichten angesichts der gravierenden Auswirkungen des Lockdowns nicht aus, sodass eine Nachbesserung der Überbrückungshilfen unabdingbar sei, um eine gewaltige Pleitewelle zu verhindern und Arbeitsplätze zu retten, betont der Verbands-Präsident. Dazu zähle auch die Entfristung der Mehrwertsteuersenkung mit Einbeziehung der Getränke, denn „Kneipen, Bars, Clubs und Discotheken, die ausschließlich Getränke anbieten, profitieren ja bisher nicht von dieser Steuersenkung“, sagt er.

Akuten Handlungsbedarf sieht der Dehoga darüber hinaus im Miet- und Pachtrecht. „Es kann nicht sein, dass zum Beispiel ein Hotel, das keine Umsätze hat oder nur zu 15 Prozent ausgelastet ist, unverändert die Pacht zu entrichten hat, die es bei 80 Prozent Belegung entrichten muss“, erklärt Guido Zöllick. Wenn Leerstand und eine zunehmende Verödung der Innenstädte verhindert werden solle, dann gelte es laut dem Dehoga-Präsidenten, das Risiko zwischen Pächtern und Verpächtern aufzuteilen. Mit einer gesetzlichen Klarstellung, dass die Covid-19-Pandemie eine erhebliche Störung der Geschäftsgrundlage darstellt, die zur Pachtminderung berechtigt, würden auch große institutionelle Eigentümer gezwungen, sich an den Verhandlungstisch zu setzen. „Das Gastgewerbe trägt maßgeblich zur Attraktivität der Innenstädte und der ländlichen Räume bei. Es kommt darauf an, die Betriebe, die öffentlichen Wohnzimmer der Republik, jetzt zu stärken und alles dafür zu tun, um ihnen eine Zukunftsperspektive zu geben“, betont Zöllick abschließend.

An der aktuellen Dehoga-Umfrage zur aktuellen Lage und zu den Perspektiven der Gastgewerbe-Branche beteiligten sich in der Zeit vom 1. bis 6. September 5.600 Gastronomen und Hoteliers.

jb

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