Zu gut für die Tonne / BMEL
Tool gegen Überproduktion
Zum fünften Mal wurden im Rahmen des Bundespreises Zu gut für die Tonne Projekte ausgezeichnet, die sich besonders gegen Lebensmittelverschwendung einsetzen. Aufgrund der Covid-19-Pandemie musste die diesjährige Preisverleihung digital stattfinden.

GastroSpiegel, 29.05.2020 – Der Bundespreis Zu gut für die Tonne würdigt Initiatoren, die mit ihren konkreten Ideen, Pioniergeist und großem Engagement dazu beitragen, Lebensmittelverschwendung zu reduzieren. Er wird vom Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) vergeben.

131 Bewerbungen

Insgesamt 131 Ideen wurden für den Bundespreis eingereicht. Daraus hat die Jury unter Vorsitz von Frau Bärbel Dieckmann, ehemalige Präsidentin der Welthungerhilfe, 14 Projekte als Finalisten ausgewählt. Der Preis wurde in den Kategorien Produktion & Landwirtschaft, Handel, Gastronomie, Gesellschaft & Bildung sowie Digitalisierung verliehen. Zwei Förderpreise mit einem Preisgeld von insgesamt 15.000 Euro wurden unter den in den Kategorien Nominierten vergeben.

Die Sieger

In der Kategorie „Landwirtschaft und Produktion“ wurde das Landratsamt Esslingen für sein Ernteprojekt „Gelbes Band: Ernteprojekt auf Streuobstwiesen im Landkreis Esslingen“ ausgezeichnet. Mit dem Ernteprojekt unterstützt der Landkreis die Bewirtschaftung von Streuobstwiesen. Ein gelbes Band am Stamm signalisiert: Dieser Baum darf gratis und ohne Rücksprache abgeerntet werden. Das „Gelbe Band“ lädt dazu ein, Obst zu ernten und sorgt dafür, dass weniger Obst ungenutzt auf den Wiesen verdirbt.

Den Preis in der Kategorie „Handel“ erhielt das Unternehmen Easy-Fill aus Köln. Es entwickelt, produziert und vertreibt Regalsysteme mit einem sogenannten „First-In-First-Out-Abverkaufs-Prinzip“: Das sorgt dafür, dass zuerst die Produkte mit der kürzesten Mindesthaltbarkeit verkauft werden und so Produkte, die dringender verbraucht werden müssen, nicht in der Tonne landen.

Die Betriebsgastronomie der MAN SE in Augsburg wurde in der Kategorie Gastronomie prämiert. Mit „Foodversity“ unterstützt das Unternehmen seine Betriebsgastronomie an den verschiedenen Standorten gezielt bei der Vermeidung von Lebensmittelabfällen und Verpackungsmüll und macht die Initiativen sichtbarer.

Der Preis in der Kategorie „Gesellschaft und Bildung“ ging an die Johann Heinrich August Duncker-Oberschule in Brandenburg. Im Rahmen des Projekts „Lebensmittel mit Sinn und Verstand einkaufen, verarbeiten und konsumieren“ vermittelt die Oberschule durch zahlreiche Aktivitäten die Wertschätzung von Lebensmitteln an ihre Schüler und setzt dabei auf praktische Ernährungsbildung im regulären Schulunterricht.

In der fünften Kategorie „Digitalisierung“ wurde das Unternehmen Delicious Data ausgezeichnet. Mensen und Cafeterien müssen Lebensmittel oft entsorgen, weil sie zu viel produzieren. Das Start-up Delicious Data hat ein Prognosesystem entwickelt, das die Anzahl benötigter Portionen vorausberechnet und dadurch die Überproduktion reduziert. Es basiert auf künstlicher Intelligenz, die Erfahrungsdaten mit standortspezifischen und tagesaktuellen Faktoren zusammenbringt. Dadurch lassen sich Lebensmittelmengen passgenauer abschätzen und bedarfsgerechter produzieren.

Projekte mit Vorbildfunktion

Julia Klöckner, Bundesministerin für Ernährung und Landwirtschaft, kommentiert: „Es sind tolle, innovative Projekte, die wir auch dieses Jahr wieder auszeichnen. Sie sind Vorbilder, schaffen Bewusstsein. Noch genießbare Lebensmittel nicht wegzuwerfen, das ist für mich eine ökonomische, ökologische, aber auch ethische Verpflichtung – es geht hier auch um Wertschätzung. Bis 2030 will ich Lebensmittelabfälle im Handel und bei Verbrauchern deshalb halbieren. Entlang der gesamten Produktions- und Lieferkette gehen wird dieses Problem an. Erstmals haben sich alle Beteiligten auf konkrete und überprüfbare Reduktionsziele verpflichtet.“

sn

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