Fleischatlas 2016
Mehr Fleisch, weniger Produzenten
Das Volumen der Fleischproduktion steigt, dennoch müssen immer mehr Betriebe die Tierhaltung aufgeben. An ihre Stelle tritt die Massentierhaltung, wie der Fleischatlas 2016 zeigt.

GastroSpeigel, 24.01.2016 – Dem viel beschworenen Trend hin zu einer vegetarischen oder gar veganen Ernährung zum Trotz: Die deutsche Fleischindustrie wächst. Dennoch gaben in den letzten 15 Jahren bis zu 80 Prozent der fleischproduzierenden Betriebe oder Bauernhöfe ihre Tierhaltung auf. Massentierhaltung tritt an ihre Stelle, so das Ergebnis des von Heinrich-Böll-Stiftung und der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) veröffentlichten „Fleischatlas 2016 - Deutschland Regional“.

Anhand von Daten, Fakten und Grafiken dokumentiert der „Fleischatlas 2016 - Deutschland Regional“ die Entwicklung und den Status von Fleischproduktion und -konsum in den 16 Bundesländern. Das zentrale Ergebnis: Das Volumen der Fleischproduktion steigt, die Zahl der Produzenten sinkt. „In den letzten 15 Jahren mussten bis zu 80 Prozent der Betriebe bzw. Bauernhöfe die Tierhaltung aufgeben, während gleichzeitig bundesweit bis zu 50 Prozent mehr Fleisch produziert wird“, erklärte Barbara Unmüßig, Vorstand der Heinrich-Böll-Stiftung. Massiv seien das Höfesterben, Konzentrationsprozesse und die zunehmende Industrialisierung vor allem in Bayern, Baden-Württemberg und Niedersachsen in der Rinder- und Schweinezucht, so Unmüßig weiter. Doch auch in Thüringen, Sachsen, Sachsen-Anhalt und Brandenburg nehme zwar die absolute Zahl der Schweine- und Hühnerhaltungen ab, die Betriebe würden jedoch immer größer.

Laut Fleischatlas wächst die Fleischproduktion in jenen Bundesländern am stärksten, in denen bereits überdurchschnittlich viele Tiere gemästet werden. „Der Trend zu Megamastanlagen geht weiter. Neue Tierfabriken werden geplant, wo die Auswirkungen der Fleischindustrie bereits am deutlichsten zu spüren sind. Dort sind die Ammoniak-Emissionen aus den Ställen und die Nitratwerte im Grundwasser jetzt schon inakzeptabel hoch“, sagte der BUND-Vorsitzende Hubert Weiger.

Das mit dem Wachstum großer Masttieranlagen verbundene Höfesterben lasse sich nur stoppen, wenn Agrarsubventionen künftig stärker an Kriterien wie die Leistung der Betriebe für das öffentliche Wohl gebunden würden. Inzwischen seien über 80 Prozent der Deutschen bereit, höhere Preise für Fleisch und Wurst zu zahlen, wenn sie dadurch zu besseren Haltungsbedingungen der Tiere beitragen könnten. „Doch statt diese Chance zu ergreifen, setzt die deutsche Agrarpolitik weiter vor allem auf Dumpingpreise und massive Exporte auf den Weltmarkt und schadet so den Bauern, der Umwelt und den Tieren hier und weltweit“, sagte Unmüßig.

Der Fleischatlas 2016 - Deutschland Regional steht ab sofort als Download zur Verfügung.

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