Trendstudie Gastronomie 2017
Authentisch, innovativ, nachhaltig
Die „Trendstudie Gastronomie 2017 – Tendenzen von Gastronomiegründungen im deutschen Sprachraum” analysiert die Motive und Konzepte von Existenzgründern in der Gastronomie und zeigt die Trends der Szene. Dabei kristallisieren sich fünf Leitmotive heraus.

GastroSpiegel, 04.12.2017 – Die Studie von Orderbird und dem Leaders Club Deutschland hat 1.230 Existenzgründungen von Teilnehmern des Gastro-Gründerpreises im Eröffnungszeitraum vom 1. Januar 2015 bis 31. Dezember 2017 aus Deutschland, Österreich und der Schweiz analysiert Dabei fällt auf: Die neuen Gründungskonzepte greifen den gesellschaftlichen Wandel auf.

Gesellschaftsrelevante Themen werden als integraler Bestandteil in die neuen Geschäftskonzepte eingebaut. Der Mensch, sein Bewusstsein und sein Erleben stehen dabei stets im Mittelpunkt. Fünf Leitmotive ziehen sich wie ein roter Faden und Antriebsfeder durch die Gründungsvorhaben: Sie sind authentisch, innovativ, nachhaltig, sozial und wirtschaftlich. Dabei verschwimmen die Grenzen innerhalb der Konzepte, sodass sich oft mehrere dieser Aspekte in einer Gründungsidee wiederfinden.

Als zentrale Themen der heutigen Gründergeneration offenbaren sich Heimat, Verschwendung und Professionalisierung.

Doch welche Gastronomietrends sind 2017 im Kommen? Trotz Kneipensterben erlebt das Wirtshaus ein Revival in neuem Gewand – frisch, mutig und unterhaltungsorientiert interpretiert. Das Miteinander, Besondere und Ursprüngliche stehen hier im Zentrum.

Ebenso authentisch erobern die Heimatküchen aus Korea und aus Südamerika die Restaurantszene. Ganz im Gegensatz zu dieser originären Bewegung wagen innovative Gründungsvorhaben Neues oder setzen kreative Impulse für die Food-Branche mit spannenden Hybrid-Kreationen. Insbesondere im Bereich Eiscreme zeigen sich die Gründer seit Jahren innovationsstark – ob Ice Cream Rolls, Stickstoffeis oder neuartige Produkthybride wie Marshmallow-Eiscreme.

Relativ neu am Markt sind die mehrwertorientierten Gastronomiekonzepte, die sich nun vermehrt unter den Existenzgründungen abzeichnen. Funktion und Effizienz des Essens spielen hier eine immer größere Rolle. Ob Superfood, Functional Food, Gluten-free, Vegan und Vegetarisch – diese Besonderheiten erreichen den gastronomischen Massenmarkt farbenfroh, stylisch und fern jeglicher Belehrung.

Seit jeher ist der Faktor Mensch in der Gastronomie unverzichtbar, denn Menschen gestalten den Service, das Erlebnis und das Miteinander. Immer öfter werden Gastro-Konzepte zu Vorreitern gelungener sozialer Integration, indem sie brisante Themen wie Flüchtlingsintegration und Inklusion lösungsorientiert umsetzen. Essen erweitert so sowohl den kulinarischen als auch den kulturellen Horizont und schlägt bei diesen sozialen – oft nicht profitgetriebenen – Konzepten die Brücke.

Darüber hinaus bringen die Migrationsströme aus aller Welt eine neue Vielfalt in die Gastronomielandschaft. Bereits heute kommen in Deutschland 29 Prozent der sozialversicherungspflichtig Beschäftigten in der Gastronomie und Hotellerie aus dem Ausland. Kein anderer Wirtschaftszweig weist einen so hohen Anteil auf. Essen wird so mehr denn je integrationsfördernd und identitätsbildend.

18 Millionen Tonnen Lebensmittel landen in Deutschland jedes Jahr im Müll – 18 Prozent davon allein in der Gastronomie. Gastronomische Konzepte der heutigen Zeit suchen nach Lösungen. „From Nose to Tail”, „Zero Waste” oder „From Farm to Table” verfolgen alle dasselbe Ziel: Ganzheitlichkeit.

Eine Komplett- und Resteverwertung verhindert, dass Teile und Speisen im Abfall landen, die sich noch hervorragend für kulinarische Hochgenüsse eignen würden. Der Trend zurück zur Regionalität, Lokalität und Natürlichkeit geht sogar so weit, dass Restaurants inzwischen ihre Lebensmittel in den eigenen vier Wänden anbauen. So schaffen Wirte durch das direkte Erleben beim Gast Bewusstsein, Vertrauen und Transparenz für Lebensmittel, wo sie sonst in der hochindustrialisierten Welt fehlen.

Die Gastronomie ist anspruchsvoller geworden. Die Zeiten unüberlegter Quereinsteiger sind vorbei. Gut durchdacht, analysiert und teilweise in Extremform vorbereitet geht die heutige Gründergeneration ihre gastronomische Selbstständigkeit an. Global betrachtet nehmen unabhängige Gastronomiebetriebe ab, dafür sind die bestehenden umsatzstärker als früher.

Das bedeutet für Gründer, dass nur die langfristig am Markt bestehen werden, die sich eingehend mit ihren Zahlen und der fortschreitenden Digitalisierung auseinandersetzen. Neben betriebswirtschaftlichem Know-how spielen jedoch auch Faktoren wie Führungsqualitäten, Teambuilding und zwischenmenschliche Stärke eine immer größere Rolle.

Ein neues, professionelles Verständnis von Unternehmertum und Management entsteht. Das spiegelt sich im Expansionstrend wider. Viele Existenzgründer planen bereits vor dem Start des ersten Restaurants gleich mit einer Expansionsstrategie für die Zukunft.

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